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  • AutorenbildDie Autorität

Die Memoiren eines Regentropfens

Es war einmal ein Regentropfen, der war schwarz und glich damit seinen Brüdern nur rein figürlich. Er lebte in einer Wolke im Himmel, die weißer hätte nicht sein können. Darunter litt er sehr, denn es machte ihn auffällig, anders als die anderen. Er schaffte es nicht über die Blicke hinweg zu sehen. Er schaffte es nicht seine eigene Individualität anzuerkennen und ging am anderssein zu Grunde. Jeden Tag fragte er sich, wieso genau er, wer hatte ihn nur mit diesem Schicksal bestraft. Ihm fehlte die Weitsicht, welcher er sich später noch rühmen würde. An einem ohnehin finsteren Tag nämlich, wo seine Stimmung sich sowieso immer öfter der Farbe seines Äußeren anpasste, fasste er einen Entschluss. Er ertrug seine Andersartigkeit nicht mehr und stürzte sich voller Trauer und Schmerz aus den Wolken. Der Blick, welcher sich ihm nun bot, brannte sich für immer in sein Herz ein, denn für einen Augenblick, ergab alles einen Sinn. Er begriff, dass er nicht schlecht oder fremdartig war, sondern eine andere Bestimmung hatte als die anderen. Er verstand auf einmal, dass er in seiner Einzigartigkeit perfekt war und fühlte sich im Augenblick des Fallens mit einem Mal für sein ganzes bisheriges Leben, entschuldigt. Er wusste nun, was sein Wesen, seine Bestimmung und seine Gesinnung war, er hatte es geschafft und zu sich selbst zu finden, weil er im Gegensatz zu dem Rest, über seinen Tellerrand geschaut hatte.

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