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  • AutorenbildDie Autorität

"Tick" -blinzel- "Tick"

"Tick" -blinzel- "Tick", ich konnte das Ticken schon hören, bevor ich seine Bedeutung kannte. Es fühlte sich gut an, es hatte eine beruhigende Wirkung. Es war mein Freund, denn es war ein Feind der Stille, genau wie ich.

"Tick" -blinzel- "Tick", ich konnte es regelrecht fühlen. Wohlklingend in meinen Ohren Es war die Gewissheit nicht allein zu sein, ein Freund, der zu jeder Sekunde an deiner Seite war. Jeden Tag, jede Sekunde, 365 Tage im Jahr. Der Urvater eine längst vergessene Wahrheit. Der einzigen, nach der ich eigentlich leben sollte. Die Maxime, die alles erträglich machen würde.

"Tick" -blinzel- "Tick", die Melodie des Lebens, so schön und voller Wonne. In ihr verbirgt sich die Lebensfreude, hinter ihr versteckt sich das Glück, dass jeder zu finden versucht. Und am Ende muss ich doch anerkennen, dass auch du, liebes ticken, begrenzt bist. Doch ich bin dir deswegen nicht böse. Ich versuche dich solange zu behalten, wie ich nur kann, deinem unvergesslichen Klang zu lauschen, dessen Bedeutung ich nun kenne. Du bist mein wertvollster Besitz und ich teile und verschenke dich gern.

"Tick" -blinzel- "Tick", so wunderlich das klingen mag und welch freche Worte zu einem Freund, doch mittlerweile habe ich erkannt, dass das einzige Ziel im Leben eben dieses ist, dich wenigstens für Sekunden zum Schweigen zu bringen. An manchem Tag schien es schon fast, als hättest du einmal kurz geschwiegen, da sprang mein Herz einen riesen Hüpfer. Doch musste ich immer wieder feststellen, dass dies nichts als Schein und Trug war. Doch nicht du warst es, liebes Ticken, was mir dies vorspielte.

"Tick" -blinzel-blinzel- "Tick", an manchen anderen Tagen schien es hingegen, als wäre dein Ticken langsamer. Da dachte ich schon liebes Ticken, du seist krank. Bis ich anfing zu begreifen, dass nicht du es warst, sondern dass ich an diesen Tagen nicht im Stande war, dir richtig zu lauschen. Auch wenn ich dich an diesen Tagen hasste, so traf dich doch keine Schuld.

"Tick" -blinzel- "Tick" vielleicht gehört es zur schmerzlichsten Erkenntnis, die ich im Leben machen musste, doch es ist eine unumstößliche Wahrheit. Obwohl ich dich liebe und du mich nie enttäuscht hast, du immer ehrlich zu mir warst, wir den gleichen Feind haben, hasse ich dich doch liebes ticken. Du kannst freilich nichts dafür und es ist ungerecht. Spiegelst du doch eigentlich nicht mehr wider als mich selbst, bist du doch eigentlich nicht mehr als die Summe meiner Erfahrungen und meiner Erlebnisse. Du bist der, der mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin. Und doch kann ich dich nicht leiden. Dafür schäme ich mich, auch wenn ich weiß, dass dies nicht nötig ist. Jeder Narr versucht dich zu beherrschen, doch wir können es einfach nicht.

"Tick" -blinzel- "Tick", mein lieber Freund, nur du schaffst es solche Gefühle in mir auszulösen. Gefühle zu gleich wunderschön und doch so hässlich. Die Ambivalenzen des Lebens, in dir werden sie real, in dir existieren sie. Du liebes Ticken, du kennst mich wie kein zweiter und doch kann ich dasselbe nicht von dir behaupten.

"Tick" -blinzel- "Tick" an so Tagen wie heute würde ich mir wünschen liebes Ticken, dass du dich mir doch nur einmal so offenbaren könntest, wie ich mich dir in jedem Augenblick, in jeder Sekunde. Würdest du doch nur einmal zu mir herabsteigen, mir begegnen auf Augenhöhe, mir nicht nur widerspiegeln wer ich bin, sondern mich bei der Hand nehmen, wenn es um mich wieder still wird.

"Tick" -blinzel- "Tick", ich würde dir gerne sagen, wie sehr ich dich liebe und es wäre auch nicht gelogen. Aber doch liebes Ticken, sehne ich mich danach dich zu vergessen. Nur für einen kurzen Augenblick mal wieder zu spüren, wie du an mir vorbeifliegst, ohne dass ich dir wehklagend hinter sehe. Ich möchte dich mit vollen Armen ausgeben, freilassen, um selbst frei zu sein, dich teilen, weitergeben und gleichzeitig deine warme und sichere Umarmung genießen.

"Tick" -blinzel- "Tick", ich weiß nicht mein Lieber, wie ich zu dir und meinen Gefühlen stehen soll, zugleich voller liebe, bist du nicht schließlich mein kostbarster Besitz, wenn wir es schaffen, dich gemeinsam zum Schweigen zu bringen oder gemeinsam deinem Wesen zu lauschen, und mit dem nächsten Herzschlag zeigst du mir die einsame und verkümmerte Stille der Dunkelheit, die auch du nicht mehr zu durchbrechen vermagst. Und doch irgendwann liebes Ticken, dass sag ich dir, kommt sowieso wieder der Tag, an dem wir Verbündete und Freund, ja sogar Geliebte sein werden. Mit dir werde ich meinen letzten Augenblick teilen, wir werden gemeinsam aufhören zu schlagen und doch werde ich wissen, dass du nicht mit mir vergehst.

-Untiteld-

Du bist stets an meiner Seite, du lässt mich nicht allein. Du bist der einzige Freund, der mich jeden Tag begleitet, der nie stillsteht und immer unbeirrt weiter geht. Ja, so bist du für mich sogar zu einem Vorbild erwachsen. Du läufst unermüdlich weiter, blickst dabei nicht nach links oder rechts. Unbeirrt ziehst du deine Kreise. Du fällst nie hin, du scheinst deine Bestimmung gefunden zu haben. Du hast deinen Zweck erkannt und den führst du ohne Murren aus. Auf dich kann ich mich immer verlassen, du sagst mir immer die Wahrheit, sei sie auch noch so schmerzlich. Du belügst mich nie. Auf dich kann ich immer bauen und sowas ist selten in dieser Welt. Du lieber Freund, bist der einzige, der mich kennt und trotzdem genau so liebt wie ich bin.

Umso betrüblicher ist die Erkenntnis, dass das einzige dessen ich mir im Leben sicher sein kann ist, dir irgendwann nicht mehr zu lauschen. Doch immerhin wird die Gewissheit bleiben lieber Freund, dass du nicht mit mir vergehst.

Es war 12 Uhr mittags. Jedenfalls glaubte er das, denn die Sonne stand schon hoch am Himmel. Ihre Wärme tat gut, es erzeugte ein kleines Kitzeln auf der Haut, was ein Lächeln über sein Gesicht huschen ließ. Er zog den Reißverschluss seiner Jacke ein wenig herunter, um die Wärme ganz an sich heran zu lassen. Er blieb einen kurzen Augenblick stehen, um einfach mal innezuhalten, einzuatmen, auszuatmen und weiter seiner Wege zu gehen.

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